Dienstag, 12. Februar 2008

Wie man einen normalen Sonntag mit einem 4-Gang-Menü in einen feudalen Sonntag verwandelt

Liebe Leser (oder auch Nicht-Leser, manchmal denke ich, ich schreibe hier für Arsch & Friedrich, aber das sind ja immerhin auch schon Zwei, also mach ich weiter)!

Vorab: Kommentare sind nichts Böses, sondern erwünscht. Besonders, wenn wer was nachgekocht hat. Was ja scheinbar net passiert. Ich werd mal eine Rubrik "Dodlküche" einführen, dann gibts auch keine Ausrede mehr (gell Axel).

Nun zum Wochenende.
Reichlich unspektakulär. Theoretisch das erste Wochenende in der Fastenzeit. Das folgende Menü ist vollkommen fastentauglich! Ok, die Nachspeise. Aber in der Fastenzeit geht's ja theoretisch ums Fleisch!
(Zugegeben, die Fastenzeit ist mir recht wurscht. Wollte sogar gerade schreiben, dass Fastende diesen Blogeintrag nicht lesen sollen, weil das Menü nicht fastentauglich ist - da ist mir aufgefallen, dass es völlig fleischlos ist!).

Das wunderbare an diesem Menü ist: Es klingt edel, feudal, geschmacksreich und teuer. Ich will nicht sagen, dass es das nicht ist. Gute Zutaten kosten eben was, und man braucht vor allem von einer Zutat viel: ZEIT.
Man rechne 2 Stunden am Vortag zur Vorbereitung und nochmal 3 Stunden vor dem Essen.

Nun, ich lasse mal die Menüfolge heraus:

SUPPE Pfeffrige Paprikasuppe mit Ziegenkäse-Croutons

VORSPEISE Räuchermakrelenmousse im Strudelteig-Schälchen

HAUPTSPEISE Hausgemachte Kartoffel-Gnocci in Gorgonzola-Weißwein-Sauce

NACHSPEISE Tarte Tatin aux Figues mit hausgemachtem Vanilleeis


*Rhetorische Pause*


Traumhaft oder? :)

Wie auch immer, los geht's:

Pfeffrige Paprikasuppe mit Ziegenkäse-Croutons


4 bis 5 kleingeschnittene rote Paprika mit 2 kleingeschnittenen Zwiebeln in Olivenöl etwa 10 Minuten dünsten. Mit 900ml Hühner- oder Gemüsebrühe aufgießen, 400g Dosentomaten (in Stücken) dazu und etwa 20 Minuten köcheln lassen.
Mit dem Stabmixer pürieren. Würzen mit: Salz (vorsichtig), Pfeffer, Cayennepfeffer und Harissa (Chili-Paste).

Am besten schon am Vortag zubereiten, jede Suppe wird über Nacht besser!
Noch etwas: Diese Suppe ist, bis auf das bissl Olivenöl, absolut fettfrei und praktisch ohne Kalorien! Und trotzdem verdammt lecker (Zitat Bruder: "Das ist die beste Suppe, die ich je gegessen habe!")

Für die Croutons kleine Baguettescheiben im Ofen antoasten, umdrehen, mit Ziegenkäsescheiben belegen und nochmals überbacken. Je ein Crouton in jede Suppenschüssel geben (irekt vor dem Servieren, saugt sich schnell mit Suppe voll). Ziegenkäse ist ein idealer Begleiter zu dieser Suppe. Wer ihn nicht mag, kann auch einen kräftigen Weichkäse nehmen.


Räuchermakrelenmousse im Strudelteig-Schälchen


Ebenfalls am Vortag zubereiten, es wird zu stressig vor dem Essen, und das Mousse kann ruhig im Kühlschrank für ein paar Tage stehen!

350 - 400g Räuchermakrelenfilets (oder Räucherforelle) entgräten und pürieren. 300ml Schlagobers schlagen und unter das Mousse heben. Würzen mit viel Pfeffer und viel Kren (Meerettich, auch eingelegt).
Für die Strudelteig-Täschen Strudelteig (TK) in Quadrate schneiden und in ein Muffinblech oder in Ringförmchen drücken und golden backen. Vorsichtig herausnehmen, sie brechen leicht. Über Nacht trocken lagern, damit sie keine Feuchtigkeit anziehen und letschert werden.
Mousse erst direkt vor dem Servieren in die Strudelteig-Schälchen füllen und mit frischem Baguette oder warmem Toast servieren.


Hausgemachte Kartoffel-Gnocci in Gorgonzola-Weißwein-Sauce


1 - 1,5kg Kartoffeln (mehlig) kochen, schälen und stampfen. Salz und Pfeffer dazu und mit einem Ei und Mehl nach Bedarf in der Küchenmaschine zu einem glatten Teig kneten. Eine Stunde rasten lassen. Dann aus dem Teig 1,5cm dicke Rollen formen und ca. 3cm lange Stücke abschneiden. Mit einer Gabel ein Rillenmuster in die Oberfläche drücken. Reichlich Salzwasser aufstellen, die Gnocci ins kochende Wasser geben (nicht zu viele auf einmal und nach dem Hineingeben umrühren, damit sie nicht zusammenkleben oder am Topf haften). Wenn sie aufsteigen sind sie fertig - abschöpfen und kalt abspritzen.

Für die Sauce 200g Gorgonzola in 250ml Schlagobers schmelzen (gut umrühren, brennt leicht an). Würzen mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss. Mit Weißwein ablöschen und wieder einkochen lassen. Gnocci darin schwenken und servieren.

Gute Tipps:
1.) Die Teiglinge lassen sich auf einem Tablett wunderbar einzeln einfrieren. Bei Bedarf können Sie aufgetaut und gekocht werden.
2.) Wenn kein Gorgonzola da ist, dann auf jeden Fall einen anderen würzigen (!) Schimmelkäse verwenden. Dolce Latte oder ähnliche Blauschimmelkäse sind zu mild für die Sauce.



Tarte Tatin aux Figues mit hausgemachtem Vanilleeis

Immer mein Lieblingsthema. Diesmal habe ich zum ersten Mal eine Tarte Tatin versucht, also eine französische Tarte, die gestürzt wird.

12 frische, reife Feigen vierteln. 100g Butter in einem Topf schmelzen, den Zucker darin karamellisieren lassen und die Feigen vorsichtig einrühren. Eine Tarteform ausfetten und die Feigen so darin verteilen, dass der Rand frei bleibt. 2 (TK-)Blätterteige auftauen. 100g geriebene Zartbitter-Schokolade und einen TL Würzmischung aus Zimt, Muskat, Piment und geriebenen Nelken
mischen. Mischung auf einem Blätterteig verteilen, den zweiten Blätterteig darüberlegen und an den Rändern gut zusammendrücken. Teig vorsichtig auf die Feigen in der Tarteform legen und die Ränder gut nach unten drücken.
Im Rohr bei 180° Ober-/Unterhitze goldbraun backen (ca. 25 Minuten). Nach dem Fertigbacken stürzen.

Für das Vanilleeis:
http://www.chefkoch.de/rezepte/124801053525478/Vanilleeis.html

Wichtig: Am Vortag zubereiten. Wenn keine Eismaschine zur Verfügung steht, einfach in einer Kastenform einfrieren und vor dem Servieren etwa 10 bis 15 Minuten antauen lassen, sonst ist es zu hart.



Lasst es euch schmecken. Ich habe leider die Vorbereitungszeit vor dem eigentlich Essen unterschätzt und bin deshalb nicht mehr dazu gekommen, mich herzurichten, dementsprechend bin ich in Jogginghose, gemütlichem Pulli und Kochschürze beim Essen gesessen. In dem Fall egal, weils ja nur die Familie war. Wenn das Menü aber einem "höheren Zweck" dienen soll, dann würde ich diesmal früher anfangen!

Ebenfalls ein guter Tipp für alle, die in mehrgängigen Menüs noch nicht so versiert sind: Nicht die Portionen überschätzen! Jede für sich lieber so herrichten, dass sie zu klein wirkt! Denn 4 Gänge füllen, egal wie! Vor allem die Gnocci sind ein "Magenstopfer"! Und gerade ich ärgere mich dann, wenn mein eigentlicher Höhepunkt, die Nachspeise, nicht mehr geschätzt wird, weil jeder schon am Rande der Kotzschüssel hängt (mal ganz bildlich gesprochen).

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Tini,

auch wenn ich noch nichts von deinen Köstlichkeiten nachgekocht habe, amüsiere ich mich immer wieder gerne über deine witzige Schreibweise :) ! Das musste ich jetzt einfach mal loswerden.

Und noch was: Ich lese regelmäßig deine neuen Rezepte und bin immer wieder gespannt was du als nächstes zauberst!

Also weiter so, du schreibst auch für mich -> also sind wir schon zu dritt (Arsch, Friedrich und ich ;) !

lg LISI

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für die Blumen *verneig*

lg :)